Kein Fahrzeug spaltet die Geister so wie das von den Produktstrategen noch im alten Jahrtausend mit dem Akronym SUV versehene.

SUV – und wahrscheinlich wissen es nur die Interessierten – steht für Sports Utility Vehicle. So hat zwar das Auto, nicht aber der Begriff Karriere gemacht und hinterlässt eine oft indifferente, uninformierte und mindestens dreigeteilte Öffentlichkeit: diejenigen welche mit Begeisterung einen fahren, die die ihn verteufeln weil er aus deren Sicht der inkorporierte Umweltsünder ist und dann die vielen, denen die Diskussion darüber einfach Schnuppe ist.

Aber noch immer hat es niemand geschafft einen Begriff zu erfinden, der nicht abgekürzt und nicht in englischer Sprache ist. Und so bleibt es beim SUV oder eben beim landläufig verwendeten Begriff des Geländewagens.

Die Medien texten, dass der SUV immer neue Zulassungshürden reist und folgert im Gleichklang mit den Produktstrategen der Industrie, dass die Leute ganz wild darauf sind, einen SUV ihr Eigen zu nennen. Und die potentiellen Neukunden gehen dann weit über das Kernklientel hinaus, nämlich den Jägern, den Bauleitern, den Sportbootfahrern, den Dressur- und Springreitern und sogar den Vielen, die wie die Schweizer trotz globaler Erwärmung der Atmosphäre in Winterzeiten immer wieder mit Schnee rechnen müssen.

Doch warum ist das so? Und hier steckt dann wohl auch der Irrtum, der aus der Autoindustrie heraus tönt. Die vielen Neukunden haben meist keinen Grund und auch keine Lust ein besonders teures, schweres, geländegängiges, traktionsstarkes und äußerst robustes „Zugfahrzeug“ zu fahren, sondern sehnen sich einfach nach dem Nutzwert, den eine SUV Karosserie bietet.

Und da sind deren viel: die hohe Sitzposition sichert nicht nur Über- und Raussicht, sondern auch das wahrscheinlichere Überleben eines schweren Seitenaufpralls.

Dass dann dabei der Ein-/Ausstieg von Hinunterfallen/Herauskrabbeln aus einer tiefen Sitzposition, fast schon einem sich auf den Stuhl setzen und hernach einem sanften, der Schwerkraft folgenden Herausgleiten weicht, ist sicher nicht nur gern genommener Zusatznutzen sondern initialer Motivator einer ständig älter werdenden Klientel.

Steil abfallende Flanken sind nicht gerade sexy, helfen dem Nutzwert aber ungemein, indem sie für Geräumigkeit und gleichzeitig auch noch für einfache rechteckige Türformate sorgen, die in ihrer äußeren Form eher einer Zimmertür entsprechen, als einem weit ausschwenkendem und gegen den Parknachbar knallenden Weidegatter, so wie das heute viele Mittelklassewagen haben.

Breite Fensterflächen sorgen für ein entspanntes Sehen und Gesehen werden im Gegensatz zu wohl mittelalterlichen Burgen abgeschauten „Schießscharten“ vieler moderner PKW. Angenehmer Nebeneffekt: hier tut Größe nicht weh, weil die steile Einbaulage hilft, unerwünschte Sonneneinstrahlung zu minimieren.

Auch die bei diesen Fahrzeugen vorhandene Motorhaube ist nicht nur hingenommen, sondern explizit gewünscht, vereint sie doch nicht nur eine gewisse Souveränität, ein optisches Abrücken vom Servicekastenwagen des Handwerkers um die Ecke sowie das Heraushalten der Passagiere aus der Impactzone beim Frontaufprall.

Und so erklärt sich dann auch, warum die „Hardcore Offroader“ eigentlich nicht ganz unrecht haben, wenn sie den zweiradgetriebenen SUV verbal im Bereich der Großstadtcowboys positionieren, die nie auf die Idee kommen würden, Ihr SUV abseits der Straßen zu bewegen sich aber einfach an den Vorteilen, die eine SUV Karosserie bietet, freuen.

So ist es das allfällige Ergebnis 20 jährigen Lernens der Autokonzerne, dass die Autofahrer oft keinen Allradantrieb, Rammschutz und ausschweifende Dachreling suchen, um damit ausgewachsenen 12 Endern im schwierigen Gelände nachzujagen, sondern einfach die vielen Nutzungsvorteile einer SUV Karosserie suchen, wobei die Technik darunter durchaus aus ihrem normalen Mittelklasse entstammen kann.

Und übrigens: zu Beginn des Automobils haben wir alle die oben beschriebene SUV Karosserie gefahren und fühlten uns offensichtlich auch wohl dabei. Erst die vollintegrierte Stahlblechkarosserie brachte uns davon ab, was sich heute viele Automobilisten wieder zurückwünschen.

 

 

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